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Auch ohne Quote: Zwei Frauen für Thurvita-Leitung

In der Geschäftsleitung der Thurvita folgen auf die beiden abtretenden Männer zwei Frauen. Damit sind künftig die Geschlechter gleich stark vertreten. Im Doppelinterview sprechen die beiden über Frauenquoten, Zielstrebigkeit und die Männerwelt.

Lesen Sie hier den gesamten Artikel der Wiler Nachrichten vom 21.06.2018

20180621_ WN_Auch ohne Quote_ Zwei Frauen für Thurvita-Leitung

In der Geschäftsleitung der Thurvita folgen auf die beiden abtretenden Männer zwei Frauen. Damit sind künftig die Geschlechter gleich stark vertreten. Im Doppelinterview sprechen die beiden über Frauenquoten, Zielstrebigkeit und die Männerwelt.

Wil Mit Esther Kramer und Susanne Lehner gewinnt die Thurvita AG gleich zwei Frauen für die Geschäftsleitung (siehe Kasten). Das und die knappe Zustimmung des Nationalrats für einen Geschlechterrichtwert auf Kaderstufe nahmen die WN zum Anlass, sie nach ihrer Meinung zu Frauenquoten zu befragen.

Sind Sie für oder gegen Frauenquoten in Unternehmen?

Esther Kramer: Grundsätzlich bin ich gegen eine gesetzlich geregelte Frauenquote. Finde aber Richtwerte und deren laufende Überprüfung einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Ich bin überzeugt, dass, wenn man die Gründe für die tiefe Frauenquote angeht, sich in den meisten Unternehmen die Situation verbessern wird.

Susanne Lehner: Für mich ist wichtig, dass die richtige Person an eine Stelle kommt, unabhängig der Frauenquote.

Was hat Sie dazu veranlasst, eine Kaderstelle anzunehmen?

Kramer: Mir hat das Mitgestalten und Führen von Mitarbeitern schon immer viel Spass gemacht.

Lehner: Da ich bereits als Leiterin HR gearbeitet habe, war es ein logischer Schritt, diese Stufe weiter zu verfolgen. Und für mich passte die Ausschreibung. Ich trage gerne Verantwortung und helfe bei der Weiterentwicklung einer Organisation oder eines Teams mit.

Gab es eine Art Schlüsselerlebnis, das die Weichen für Ihre Karrierelaufbahn gestellt hat?

Kramer: Eigentlich nicht. Ich habe nicht bewusst eine Kaderposition angestrebt. Habe mich aber während vieler Jahre nebenberuflich weitergebildet und war immer offen für neue Herausforderungen.

Lehner: Das ist mir so nicht bewusst. Sicherlich hat mich der frühe Tod meines Vaters geprägt. Ich musste bereits im Alter von 14 Jahren sehr viel Verantwortung übernehmen und wurde dadurch sehr rasch sehr selbständig. Für mich gab es nie ein Aufgeben, sondern ein stetiges Weitergehen und eine Lösung für alles.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für die tiefen Frauenquoten in Kaderfunktionen?

Kramer: Das Wertesystem ist immer noch sehr männlich geprägt und Teilzeitstellen auf Kaderstufe haben sich noch nicht durchgesetzt.

Lehner: Viele Frauen wünschen sich Familie. Das ist leider nicht immer vereinbar mit einer Kaderfunktion. Einerseits aus familiärer Situation, andererseits, weil Firmen keine entsprechenden Möglichkeiten bieten oder schaffen.

Was gälte es zu verbessern, um diese Quote zu steigern?

Kramer: Flexible Arbeitsmodelle und Teilzeitstellen oder Jobsharing auf Kaderstufe sowie Programme für Wiedereinsteigerinnen.

Lehner: Wie gesagt, die familiäre Situation müsste klar geregelt und gelöst werden. Wer hütet die Kinder? Familie, Kinderkrippe? Wer bleibt zu Hause, wenn das Kind krank ist? Und die Unternehmen müssten mehr Teilzeitstellen bieten, flexible Arbeitszeiten, Home Office, eventuell auch Krippenplätze.

Welchen Tipp haben Sie für Frauen, die ins Kader wollen?

Kramer: Zielstrebigkeit, Ausdauer und ein gesundes Selbstvertrauen. Genauso wichtig ist aber die Freude an der eigentlichen Tätigkeit und das richtige Umfeld.

Lehner: Mutig genug sein. Den Schritt wagen. Denn nur wenn man es ausprobiert, weiss man, ob es passt und einem gefällt. Wenn es nicht passt, gibt es andere Möglichkeiten. Sich weiterbilden, Sparring-Partner suchen und sich nicht von der Männerwelt einschüchtern lassen. Und sich bewusst sein, was das bedeutet, auch in Bezug auf das Privatleben.

Kim Berenice Geser

 

Die Geschlechterfrage stellt sich bei der Thurvita AG nicht

Auf die Frage, ob man gezielt nach weiblichen Fachkräften gesucht habe, antwortet Alard du Bois-Reymond, CEO der Thurvita: «Wir hatten auf jede Stelle zwischen 50 und 60 Bewerbungen. Die Qualifikationen und die Persönlichkeit der beiden Frauen waren so herausragend, dass sich die Geschlechterfrage nicht stellte.» Doch mit den neuen Stellenbesetzungen werden in der Geschäftsleitung der Thurvita AG Frauen und Männer gleich stark vertreten sein. Esther Kramer tritt ihre Stelle als Finanzchefin der Thurvita AG Mitte Juli an. Sie arbeitete zuletzt als Leiterin Finanzen des Versicherungsbereichs bei XLCatlin in Zürich. Ihr Vorgänger Beat Sennhauser tritt aus persönlichen Gründen von seiner Führungsposition zurück. Susanne Lehner wird ab 1. Oktober Personalchefin der Thurvita AG. Zuletzt war sie HR-Chefin bei der Rega. Ihr Vorgänger Heinz Kapusta wird Ende des Jahres die ordentliche Pensionierung in Anspruch nehmen.

 

 

 

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