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GWG-Umzug auf gutem Weg

Wie bereits angekündigt, wird die geschützte Wohngruppe (GWG) aus dem Sonnenhof in den Bergholz verlegt. Der Umzug findet im Januar statt. Vorher braucht es umfassende Abklärungen, Gespräche und organisatorische Massnahmen. Vorallem die Infostelle und die Leitung der GWG müssen dafür intensiv zusammenarbeiten. Der Stand der Dinge hat thurvita.today deshalb bei Christa Pötz, der Leiterin der Infostelle und bei Rosalba Huber, der Leiterin der geschützten Wohngruppe nachgefragt.

Was ist der Stand beim Umzug der geschützten Wohngruppe vom Sonnenhof in das Bergholz und wie sieht es für die Leute im Bergholz aus?
Christa: Ganz generell können wir sagen: Für alle haben wir einen guten Platz gefunden. Wir haben unsere Klienten alle Optionen aufgezeigt und jede Person konnte ihre favorisierte Lösung benennen. Für diese Entscheidung hatten alle genügend Zeit und einige haben ihre Angehörigen mitgenommen und sich mit ihnen beraten.

Christa Pötz, Leiterin Infostelle
Christa Pötz, Leiterin Infostelle

Welche Varianten standen zur Auswahl?
Rosalba: Die Leute aus dem Bergholz durften irgendeine Institution der Thurvita als Favorit benennen: Sie können sich für den Flurhof, den Rosengarten oder einen anderen Ort anmelden. Wir berücksichtigten dann diese Wünsche so weit wie möglich.

Für wie viele Menschen musstet ihr eine Lösung finden?
Rosalba: Im Bergholz betrifft es zwölf Personen und in der geschützten Wohngruppe – GWG – sind es acht.
Christa: Für Thurvita ist das eine grosse Übung. 20 Bewohner sind vom Umzug betroffen. Wir müssen also für fast 10 Prozent aller Kunden von Thurvita eine Lösung finden.

Wer war alles an diesem Prozess beteiligt?
Rosalba: Zuerst die Bewohner, dann ihre Angehörigen oder eventuell Beistände. Auf der Seite der Thurvita sind es die Mitarbeiter von verschiedenen Sparten: Küche, Reinigungspersonal, Pflege, Seelsorge, Ärzte, Physio- und Ergotherapeuten, die Infostelle und natürlich auch die Geschäftsleitung. Sie trägt die Hauptverantwortung dafür, dass alles korrekt und gut läuft.

Bei diesem Umzug gibt es drei Interessensgruppen: Die Bewohner, die Angehörigen und die Mitarbeiter der Thurvita. Zuerst zu den Bewohnenden: Wie hat man sie informiert?
Rosalba: Bei den Dementen in der GWG haben wir zuerst die Angehörigen informiert. Das geschah mit einem Brief. Christa von der Infostelle und ich haben uns angeboten, dass man uns telefoniert und wenn man will, dass wir für Gespräche da sind.

Rosalba Huber. Leiterin GWG
Rosalba Huber. Leiterin GWG

Ich vermute, dass es Leute gab, die heftig reagiert haben?
Christa: Ja das war so. Betroffenheit war eine häufige Reaktion. Man konnte im ersten Moment nicht nachvollziehen, warum es die Änderung braucht. Bei der Infostelle kam via Telefon einiges an Reaktionen zusammen.
Rosalba: Bei mir geschah das hauptsächlich im direkten Kontakt, wenn die Leute zu uns kamen.
Christa: Die Leute waren sehr engagiert und haben frisch von der Seele weg gesagt, was ihnen nicht passt.

War das für Euch belastend?
Rosalba: Nein, ich kann das einordnen. Man muss die Angehörigen auch verstehen. Sie haben ihre Mutter oder ihren Vater hierher gebracht, mit der Idee, dass das ihr letztes Zuhause ist. Und jetzt wollen wir umziehen. Natürlich belastet das die Angehörigen. Aber persönlich bin ich überzeugt, dass wir den richtigen Schritt machen.
Christa: Persönlich belastend war es nicht. Ich habe die Heftigkeit der Reaktionen erwartet und finde es gut, dass wir so umfassend informierten und die Leute die Möglichkeit hatten, zu reagieren und zu fragen.

Wie wurden die Bewohnenden informiert?
Rosalba: Wir haben bei den GWG-Bewohnern zusammen mit den Angehörigen entschieden, ob und wie wir die Betroffenen informieren. Und was auch noch wichtig ist: Natürlich haben wir auch die Bewohnenden ausserhalb der GWG informiert. Sie sollten ja auch wissen, dass es eine Änderung gibt.
Christa: Auch im Bergholz haben wir die Leute rundum informiert. Und natürlich wurden da die Betroffenen und ihre Angehörigen ebenfalls ausführlich ins Bild gesetzt. Dort geschah das aber hauptsächlich direkt über die Bewohnenden. Dabei hat es sehr geholfen, dass ich von der Pflege über jeden Patienten ein Dossier erhalten habe. Mit dem Wissen, wie es jeder Person geht, konnten wir besser eine massgeschneiderte Lösung finden.

Nun interessiert natürlich, wie das die Mitarbeitenden aufgenommen haben. Ich behaupte, dass die Mitarbeiterinnen von der GWG stark von der Veränderung betroffen sind.
Rosalba: Da täuscht Du Dich. Die Veränderungen für die Mitarbeitenden im Bergholz sind  viel grösser. Für uns alle war das aber ein guter Moment, weil wir uns entscheiden konnten: Wer will für Menschen mit Demenz da sein und wer will das nicht? Es ist für die Dementen aber auch für die Kolleginnen in einer Abteilung wichtig, dass da Mitarbeitende sind, die gerne mit Dementen arbeiten.

Was war das Ergebnis dieser Wahl?
Rosalba: Uh schön ist das mit dieser Wahlmöglichkeit gelaufen. Bis auf eine Person ist es aufgegangen. Jede kann dort hingehen und arbeiten, wo sie sich das gewünscht hat.

Was bedeutet die Veränderung für wen?
Rosalba: Für die Mitarbeitenden von der GWG ändert sich bedeutend weniger. Zum Teil verändert sich das Team und natürlich der Arbeitsweg und die Umgebung. Aber am neuen Ort ist es ja schöner, grösser, angenehmer. Wir nehmen unsere Klienten mit, unsere Art zu arbeiten und unsere Organisation. Doch für die Kolleginnen im Bergholz, die sich entschieden haben zu bleiben und mit Dementen zu arbeiten, ist es eine grosse Änderung. Sie sind es zum Beispiel nicht gewohnt, dass alle Kästen und die Küche abgeschlossen sind.

Was passiert mit den Kolleginnen, die nicht mit Dementen arbeiten wollen?
Rosalba: Sie wechseln in eine andere Institution. Darunter gibt es doch einige, die schon länger im Bergholz arbeiten. Am Anfang hatten sie Mühe mit dieser Vorstellung. Doch wir gaben ihnen sechs Tage Zeit, um zu überlegen, was will ich, wo sehe ich mich? Und schliesslich konnten alle sagen, was sie wollten und jetzt sind alle am gewünschten Ort.

Gab es Kündigungen?
Rosalba: Die jetzige Leiterin der Gruppe im Bergholz hat gekündigt. Das ist aber passiert, bevor wir uns mit dem Thema Umzug der GWG beschäftigt haben. Ansonsten sind alle geblieben und wir freuen uns darüber.

Was passiert in den nächsten Wochen?
Christa: Wir mussten zuerst alle Entscheide abwarten. Ab jetzt werden wir das grosse Puzzle zusammensetzen und entscheiden, wann wir zügeln. Das würden wir gerne im Januar tun.
Rosalba: Am liebsten würden wir en bloc zügeln, mit allen Bewohnern am selben Tag. Wir gehen das sehr pragmatisch an. An einem Tag packen wir die Kisten und schreiben sie an und am anderen Tag zügeln wir mit dem Thurvita-Bus. Ab dann hat das Auspacken Zeit.

Wie gross ist diese ganze Übung?
Christa: Das ist eine grössere Sache und die verschiedenen Stellen müssen Hand in Hand gehen. Es ist vordergründig nur ein Umzug der GWG, aber das hat Auswirkungen in alle Bereiche, in den Rosengarten, in den Flurhof, in die Fürstenau.

Hat das schon jemand von Euch gemacht?
Christa: Ja ich habe in einem Spital gezügelt. Da gab es viele ähnliche Fragen wie heute.

Rosalba und Christa arbeiten Hand in Hand zusammen.
Rosalba und Christa arbeiten Hand in Hand zusammen.

Die Infostelle hat eine wichtige Rolle gespielt, im Rahmen der Informationsvermittlung. Welche Rolle hat die Infostelle ab jetzt?
Christa: Wir haben auch hier eine koordinierende Funktion, binden quasi die verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten zusammen und lenken sie. Rosalba und ihr Team müssen ebenfalls planen, damit alle Vorgaben umgesetzt werden können. Für alle Beteiligten wird es sicher eine intensive Zeit bleiben.

Mit was für einem Gefühl geht ihr in die kommenden Wochen?
Rosalba: Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Schön ist, dass es aufgeht. Es braucht dafür Gespräche und Hintergrundinformationen, aber am Schluss kommen alle dahin, wohin sie wollen: Die Bewohner und die Mitarbeiter. Das macht es einem leicht.
Christa: Es wird Allen besser gehen. Der initiale Gedanke ist ja, dass die Dementen aus dem Sonnenhof am neuen Ort mehr Platz und mehr Licht haben. Das wird so sein und das ist eine schöne Perspektive.

(Interview: Mario Aldrovandi)

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