Ein interessanter Abend mit Frau Prof. Elsmarie Stricker, Dr. Thomas Münzer und Ernst Grau, gekonnt moderiert von Alard du Bois-Reymond ist vorbei.
Einige Zitate waren von hoher Brisanz und grosser Klarheit.
Thomas Münzer:
“Alter ist kein Grund, eine Operation nicht zu machen.”
Elsmarie Stricker
“Unsere Spitäler sind nicht auf alte Menschen eingestellt.”
Ernst Grau
“Es ist nicht immer klar, was dem Patienten zugemutet werden kann und wie lange man das Spital aufschieben kann.”
Thomas Münzer
“Die Verantwortung wird oft weitergeschoben: Von den Angehörigen, auf die Pflege und dann zum Arzt. Kaum jemand sagt Stopp. Gewisse Abläufe kann man nicht stoppen, wenn sie mal angefangen haben. Der Stoppknopf fehlt.”
Elsmarie Stricker
“Eine Patientenverfügung soll in jungen Jahren geschrieben und immer wieder überprüft und allenfalls angepasst werden.”
Ernst Grau
“Eine Patientenverfügung ist wichtig, aber in einem Notfall hat der ARzt oft nicht Zeit, sie zuerst zu lesen.Wichtig aber ist, dass die Patientenverfügung greifbar ist.”
Thomas Münzer
“Altersmedizin ist eine ganz andere Medizin. Es braucht weniger Geräte und mehr Gespräche. Die Krankheit in einem Körper eines 50-Jährigen ist eine andere als in einem Köprer eines 80-Jährigen.”
“Geriatrie ist nicht dasselbe wie ein Hospiz, wohin man zum sterben geht.”
“Früher war die Aufenthaltsdauer in einem Spital 30 bis 40 Tage, heute noch 17, 18 Tage.”
Ernst Grau
“In Notfällen wird ganz unterschiedlcih reagiert. Das ist of zufällig und abhängig von den Personen, die grad in der Nähe sind.”
Thomas Münzer
“Angehörige sollte man nicht zwingen, über Leben und Tod zu entscheiden.”
“Wir verlängern oft nicht das Leben, sondern das Sterben. Das ist nicht immer das Richtige.”
Elsmarie Stricker
“Die letzte Lebensphase kostet immer überproportional, das gilt für 40-Jährige, wie auch für 80-Jährige. Und generell gilt: Nicht die Altersmedizin verursacht hohe Kosten,. sondern die Spitzenmedizin.”
Thomas Münzer
“Jeder Spezialist kümmert sich um das Organ, für das er Spezialist ist: Augen, Herz, Magen. Dabei wird vergessen, dass an diesem Spezialorgan ein ganzer Mensch mit einer Seele hängt.”
Elsmarie Stricker
“Es braucht ein Umdenken: Nicht das Spital oder das Pflegheim sind zum Sterben da.Viele wollen zuhause sterben.Damit das möglich ist, braucht es eine erweiterte Spitex und Menschen, Angehörige, die das mittragen.”
“Es gibt eine klare Hierarchie, wer im Fall einer Demenz ohne Patientenverfügung zuständig ist: Zuerst der Beistand, dann der Partner, erst dann die Kinder und weitere Angehörige. Es steht immer im Vordergrund, was der mutmassliche Wille des Patienten ist und nicht, was die Person selber will.”
Thomas Münzer
“Demenz ist kein Grund etwas nicht zu tun im Bereich Medizin.”
“Wir könnten es uns viel öfters leisten, ein Medikament abzusetzen. Jeder Hausarzt sollte einmal im Jahr fragen: “Braucht es dieses Medikament wirklich?”
Ernst Grau
“Bei Thurvita Care bieten wir für zwölf Wochen einen Ort an, an dem man nach einer raschen Spitalentlassung klären kann, wie es weitergehen soll. Brücke nach Hause nennen wir das. Thurvita Fit ist da wichtig und auch die Infostelle mit ihren guten Leuten. Zusammen suchen wir da ein optimales Setting. Wir haben damit grossen Erfolg und die Nachfrage ist viel grösser, als wir vermutet hatten, als wir das vor einem Jahr geöffnet haben.”