10 jahre thurvita today

“Nehme das als Kompliment”

 

Ein Interwiew mit Dario Sulzer, Stadtrat Wil, in welchem er auch Stellung zu den laufenden Projekten der Thurvita bezieht. Hier der Artikel aus den Wiler Nachrichten:

 

Stadtrat Dario Sulzer kandidiert erneut für den Wiler Stadtrat.
Stadtrat Dario Sulzer kandidiert erneut für den Wiler Stadtrat.

«Nehme das als Kompliment»

01.09.2016 07:00

Bald wird gewählt: Auch der amtierende Stadtrat Dario Sulzer stellt sich am 25. September zur Wiederwahl. Im WN-Interview verteidigt er sein bestehendes Arbeitspensum, spricht vom Druck bei der Sozialhilfe und die steigende Anzahl Asylbewerber.

Wil Mit 37 Jahren sind Sie ein vergleichsweise junger Stadtrat. War Ihr Alter in der ersten Amtszeit je ein Problem?
Nein, nie. Es gab keine Situation, in der ich deswegen nicht ernst genommen wurde. Klar, einige merken respektvoll an, dass ich ein junger Stadtrat bin, aber ich nehme das als Kompliment.

OnlinePlus Anzeige

Bei anderen Stadträten wird oft von einer nötigen Aufstockung des Pensums gesprochen. Bei Ihnen gibt es hingegen Stimmen, die ein Reduktion fordern …
So wie ich meine Arbeit erledigen will, komme ich mit meinem 60-Prozent-Pensum nicht aus. Bei denjenigen, die ein tieferes Pensum fordern, frage ich mich, ob sie überhaupt wissen, was genau meine Aufgaben sind. Für mich ist das Stadtratsamt nebst Kantonsrat und Familie eine Vollzeitanstellung. Ich könnte keinen zusätzlichen Fixjob übernehmen. Aber das stimmt für mich. Mit dem Stadtratsgehalt komme ich gut aus.

Sie sind auch Verwaltungsratsvizepräsident der Thurvita. Wie ist Wil auf die Herausforderungen der immer älter werdenden Gesellschaft vorbereitet?
Wir haben im letzten Jahr erhoben, was wir in den nächsten 10 bis 15 Jahren für einen Bedarf an Pflegeplätzen haben werden. Dabei durften wir feststellen, dass mit der Thurvita und dem Spezialpflegeheim Eggfeld genug Pflegeplätze vorhanden sein werden. Dabei spielt natürlich auch die zukünftige strategische Entwicklung der Thurvita eine wichtige Rolle.

Diese beinhaltet die innovativen Konzepte «Älter werden im Quartier», «Haus für Demenz» und «Thurvita Care». Sind diese Ideen wirklich umsetzbar?
Die Thurvita hat den Vorteil, dass sie sich seit Beginn mit diesen strategischen Fragen auseinandersetzt. Mit ihrer Gründung gab es einen Ruck. Klar: Die Konzepte sind innovativ, aber ich bin überzeugt, dass die Nachfrage vorhanden sein wird. Und natürlich ist es aufwändig und nicht ohne Risiko, drei Stossrichtungen gleichzeitig zu verfolgen – aber auch machbar.

Wird man auch die nötigen Investoren für das Quartierzentrum Bronschhofen finden?
Davon bin ich überzeugt. Heute suchen viele Banken, Private und Pensionskassen nach Möglichkeiten, ihr Kapital gewinnbringend anlegen zu können.

Sie sitzen bei der Thurvita im Verwaltungsrat. Reicht das, um die Interessen der Stadt zu vertreten?
Ja. In den VR kommen Geschäfte, die von einer gewissen Tragweite und strategischem Interesse sind. Im Normalfall reichen deshalb vier bis fünf Sitzungen pro Jahr, damit ich und Irma Stillhart die Interessen der Stadt vertreten können. Daneben gibt es weitere Möglichkeiten, wie die Stadt ihre Aufsicht wahrnehmen kann.

Die Thurvita wird im Parlament regelmässig für fehlende Transparenz und ungenügenden Gewinn kritisiert. Sind Sie zufrieden mit den Zahlen?
Ja, bin ich. Ich habe im Gegensatz zum Parlament einen Informationsvorsprung und kann nachvollziehen, dass das Geschäft der Thurvita extrem komplex ist. Es gibt viele unvorhersehbare Ereignisse, die das Ergebnis beeinflussen können, eine Grippewelle beispielsweise. Auf diese Faktoren hat die Thurvita im letzten Jahr gut reagiert, indem sie Ausgaben eingespart hat. So blieben die Finanzen im Lot. Dass dann einfach kritisiert wird, der Gewinn sei nicht hoch genug, greift zu kurz. Die Selbstständigkeit der Thurvita empfinde ich als Gewinn für Wil. Ausserdem erarbeiten wir im kommenden Jahr die Eignerstrategie. Darin gibt die Stadt Wil als Hauptaktionärin der Thurvita einen Handlungsspielraum vor, den sie einhalten muss.

In Zukunft muss die Thurvita aber ohne Finanzspritzen der Stadt auskommen und ihre Investitionen selber decken. Schafft sie das?
Das wird anspruchsvoll. Aber die Thurvita ist auf dem richtigen Weg.

Sie amten als einziger Stadtrat auch noch im Kantonsrat. Ist das ein Vorteil?
Das ist eine super Kombination. Ich komme dort mit vielen Geschäften in Kontakt, die unsere Stadt oder sogar mein Departement direkt betreffen. So kann ich früh reagieren.

Ein wichtiger Bereich Ihrer Arbeit ist die Jugendförderung. Ein hängiges Projekt diesbezüglich ist der neue Funpark im Bergholz. Zuletzt las man, dass das Projekt von der Kantonalbank finanziell unterstützt wird. Wird nun bald gebaut?
Es ist natürlich erfreulich, dass das Projekt von der Kantonalbank unterstützt wird – insgesamt hat die IG Funpark 50’000 Franken von Dritten zugesichert. Bei Gesamtkosten von 350’000 Franken ist das beachtlich. Die Gelder kamen dank dem hartnäckigen Engagement der Jugendlichen zusammen. Zum jetzigen Stand: Die Vorlage kommt bald in den Stadtrat und danach ins Parlament. Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr bauen können.

Bei den Wiler Integrations- und Präventionsprojekten spricht man oft von einer starken Belastung von Personal und Infrastruktur. Wie ernst ist die Lage?
Die Belegung liegt wirklich fast immer bei 100 Prozent. Somit sind Personal und Infrastruktur natürlich am Anschlag. Das wird in Zukunft wohl auch eine kleine Umstrukturierung nötig machen.

Wie gross ist der Druck auf Wil im Bereich Asylbewerber?
Der Druck auf Wil wurde grösser. Ende 2015 betrug die Sollzahl noch 163, mittlerweile sind es 233 Personen. Zurzeit erfüllen wir dieses Soll noch nicht ganz. Wir sind aber zuversichtlich, dass das bald wieder der Fall sein wird, da wir einige passende Wohnungen dazu mieten konnten. Wir erwarten aber, dass die Sollzahl bis Ende Jahr noch grösser wird.

Letze Frage: Sie sind der einzige Sozialdemokrat in der Regierung und kandidieren erneut. Sind Sie noch nicht desillusioniert?
Nein, sonst würde ich nicht mehr antreten (lacht). Aber natürlich ist die Arbeit nicht immer gleich befriedigend. Aber der Stadtrat ist nur die eine Seite, die andere ist mein Departement. Ausserdem schätze ich es, dass ich im Stadtrat die mir als Sozialdemokrat wichtigen Themen einbringen kann. Das will ich auch in einer zweiten Amtszeit tun.

Timo Züst

Facebooktwitterpinterestlinkedinmail

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.