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Mathias Eilinger: “Sicherheit ist kein Wunschprogramm”

Mathias Eilinger, Du bist Teamleiter Technischer Dienst und Du bist «Sicherheitsbeauftragter der Thurvita». Was bedeutet dieser Titel inhaltlich?

Ich berate die Geschäftsleitung im Bereich Sicherheit und mache darauf aufmerksam, wenn etwas Sicherheitsmässig nicht so läuft, wie es im Gesetz oder in Vorschriften vorgesehen ist.

Welche Bereiche betrifft das?

Im Wesentlichen sind das Wasser, Feuer, Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Brandschutz und Sicherheit sind dabei die wichtigsten Themen.

Nehmen wir das Beispiel Arbeitssicherheit: Wenn ein Mitarbeiter Zoccoli an den Füssen hat, dann greifst Du ein?

Ich würde den Kollegen auf das Bekleidungsreglement aufmerksam machen. Darin ist geregelt, dass man feste Schuhe tragen muss. Grundsätzlich sorgt die Teamleitung in ihrem Bereich für die Einhaltung von den Weisungen.

Bist Du also eine Art Aufpasser?

Ich verstehe mich nicht als Aufpasser. Im Zentrum steht das Wohl von uns allen. Natürlich mache ich aufmerksam auf Sachen, die mir auffallen. Einerseits direkt bei den Mitarbeitenden, aber eben auch bei der Geschäftsleitung. Verantwortlich für die Sicherheit ist schlussendlich die oberste Führung.

Welche weiteren Beispiele kommen Dir in den Sinn?

Ein Klassiker ist, dass jemand auf einen Stuhl steigt, statt auf eine Leiter. Manchmal wird auch auf Schutzkleidung, Handschuhe, Schutzbrille verzichtet, obwohl das vorgeschrieben ist. Und auch bei der Arbeit mit Kettensägen – das gibt es auch bei der Thurvita – muss man wissen, wie man sich schützt. Also in diesem Fall mit Schnittschutzhose, Helm, Handschuhe und Brille.

Viel Papier begleitet Mathias bei seiner Arbeit als Sicherheitsbeauftragter.

Sind sich die Leute immer bewusst, dass sie sich nicht korrekt verhalten?

Die meisten kennen die Regeln. Aber es gibt auch gefährliche Dinge, die im ersten Moment nicht allen bewusst sind. Nehmen wir das Beispiel Induktionsherde in der Küche. Diese Geräte sind heikel für schwangere Frauen. Das ist ein Thema, auf das zurzeit in der ganzen Schweiz von Sicherheitsbeauftragten aufmerksam gemacht wird.

Du sagt, dass die Geschäftsleitung verantwortlich für die Sicherheit ist. Wenn aber jemand die Regeln nicht befolgt, dann kann ja die Geschäftsleitung nichts dafür.

Doch, natürlich. Die Führung ist verantwortlich und sie muss das durchsetzen. Sicherheit ist kein Wunschprogramm, weder für die Mitarbeiter noch für die Geschäftsleitung.

Brandschutz ist das zweite grosse Thema. Gibt es da Handlungsbedarf?

Brandschutz ist sehr wichtig, aber wir sind bei der ganzen Thurvita da im grünen Bereich. Es gibt vom Gesetz her sowieso wenig Spielraum mit all den Vorschriften zum Brandschutz. Das hat bisher jedes Haus sehr ernst genommen. Auch auf der Ebene Mitarbeitende haben wir viel gemacht. In den letzten Monaten wurden alle theoretisch und direkt am Objekt geschult. Wir alle wissen: Es passiert nicht oft etwas, aber wenn etwas passiert, dann können die Folgen verheerend sein.

Bei Brandschutz und Arbeitsschutz ist Thurvita gut unterwegs. Wie sieht es beim Gesundheitsschutz aus?

Das ist ein grosses Thema. Im Gesundheitswesen sind die Krankheitstage viel höher als in anderen Branchen. Der Grund dafür, ist mir unklar. Aber was die Folgen angeht, ist die Geschäftsleitung bereits aktiv. Mit dem Casemanagement begleitet und betreut man Menschen, die wegen einer Krankheit ausfallen. Hier ist es wichtig, dass man einen Ausfall nicht einfach zur Kenntnis nimmt, sondern sich aktiv um die Person kümmert.

Was hast Du als Sicherheitsbeauftragter schon erreicht?

Ich habe bei der Risikoanalyse mitgearbeitet. Die kann man im Geschäftsbericht der Thurvita nachlesen. Daraus entstand eine Sicherheitskommission. Der oberste Chef macht hier mit, Armin Müller vom Qualitätsmanagement, die Leitung Hygiene und ich als Sicherheitsbeauftragter.

Was kommt als Nächstes?

Wir starten über alle Häuser hinweg das Projekt «Gefährdungsermittlung». In jedem Bereich wird es Checklisten geben und überall wo man Mängel feststellt, werde ich mich darum kümmern.

Das ist ja ein Voll-Job.

Nein, ich mache das ja auch nicht alleine. Es braucht Leute aus allen Abteilungen, die ihr Fachwissen einbringen. Wir nennen sie «BeSiBe», das sind «Bereichs-Sicherheits-Beauftragte». Es wird also zum Beispiel jemand aus der Küche dabei sein, weil ich darüber weniger weiss als ein direkt Betroffener. Aus jedem Bereich werden mich Fachleute unterstützen. Bis Ende Jahr will ich diese Leute rekrutiert und geschult haben.

Was erwartest Du von Deinen Kolleginnen und Kollegen?

Ich erwarte erstens, dass sie sich an die bestehenden Sicherheitsrichtlinien und Weisungen halten. Zweitens wünsche ich mir, dass sie mich auf Missstände, Mängel und Fehler aufmerksam machen. Nur so können wir die Situation verbessern.

(Interview Mario Aldrovandi)

 

Zusatzinfo: Wie man Sicherheitsbeauftragter wird

Thurvita braucht als grosse Institution einen Fachmann für Sicherheit. Mathias Eilinger ist 44 Jahre alt und hat die Prüfung als «Sicherheitsspezialist für Institutionen im Bereich des Gesundheitswesens» bestanden. Dafür hat er in den letzten zwölf Monaten 30 Tage lang die Schulbank gedrückt, plus viel Freizeit für die Verarbeitung des Lernstoffs aufgebracht.

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