10 jahre thurvita today

Happy Weeks: Zeit für Gespräche

Kathleen Ziemek arbeitet bei der Spitex in der Fachgruppe Psychiatrie. Sie hat eine Happy Week Aktion während ihrer Arbeitszeit realisiert.

Was war Deine Aktion?
Ich bin die Bezugsperson für verschiedene Klienten, die unseren Psychiatriedienst in Anspruch nehmen. Herrn S. kenne ich seit dreieinhalb Jahren und mit ihm mache ich ab und zu etwas Besonderes.

Konkret?
Am letzten Dienstagmorgen fragte er mich, ob ich Zeit hätte für ihn. Er würde gerne etwas unternehmen und den schönen Herbst geniessen. Ich fragte meine Chefin, ob ich dafür Zeit erhalte und das wurde bewilligt, für denselben Nachmittag. Ich telefonierte Herrn S, er solle sich überlegen, wohin er gerne gehen würde: Kreuzlingen! War seine Antwort.

Das ging aber zackig.
Es war alles sehr spontan. Herr S. sagte mir, dass er gerne durch den Thurgau fahren würde und in Kreuzlingen einen Kaffee trinken möchte. Ich holte ihn also mit meinem Auto ab. Er selber ist nicht sehr mobil, kann nur kurze Strecken zu Fuss gehen. Zug oder Bus sind da eher schwierig.

Und dann?
Das war alles sehr gemütlich. In Kreuzlingen sassen wir in einem Kaffee und er hat viel von früher erzählt, vor allem von seiner Familie. Vieles davon hatte ich nicht gewusst.

Wie gut kennst Du ihn nach den dreieinhalb Jahren?
Eigentlich ziemlich oberflächlich. Ich besuche ihn einmal pro Woche, bringe die Medikamente, messe Blutdruck und Blutzucker. Ein solcher Besuch dauert im Schnitt 20 Minuten, mit allem drum und dran. Natürlich frage ich ihn jedes Mal, wie es ihm geht. Aber er kommt nie richtig aus sich raus. Aber wenn ich länger mit ihm unterwegs bin, öffnet er sich und ich erfahre viel mehr.

Das war aber nicht die erste Reise mit ihm?
Nein, nein. Solche längeren Ausflüge mache ich mit ihm fast jeden Monat. Das letzte Mal wollte er auf den Hohen Kasten, weil er zwei Gutscheine für die Seilbahn hatte. Er hat mich eingeladen. Ich war das erste Mal da oben, das war ein Spass. Er überrascht mich immer wieder und Dank ihm lerne ich Ecken der Schweiz kennen, in die ich sonst nie hinkommen würde. Ganz wichtig ist, dass das die Krankenkasse akzeptiert. Dass ist ja bei uns immer das Wichtigste: «Wie rechnen wir das ab?». In der Psychiatrie ist das etwas einfacher, als für andere. Bei uns läuft das unter «Gespräche».

Es spielt also keine Rolle, ob Gespräche auf dem Berg oder in einem Büro stattfinden?
So sieht es aus.

Bringt das dem Klienten etwas?
Unbedingt. Es schafft ein Vertrauensverhältnis und er sagt mir bei den Ausflügen Sachen, die andere Mitarbeiter kaum erfahren würden. So können wir besser zusammenarbeiten.

Was hat das mit der Uridee von Happy Weeks zu tun?
Im ganz engen Sinn wenig, weil wir das ja sowieso machen. Aber für die Art des Umgangs ist das, was wir tun, vergleichbar mit dem einmaligen Wünsche erfüllen. Beides schafft Nähe.

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