Im Rahmen laufender Informationsreihen nahm sich die Thurvita Wil am Donnerstagabend dem Thema “Chancen und Grenzen der Spitex” an.
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Die Spitex spielt in der Altersbetreuung eine immer wichtigere Rolle
Weil betagte Menschen im Alter möglichst zu Hause bleiben wollen, werden insbesondere Kurzzeitdienste der Spitex wichtiger.
Niklaus Jung
Im Rahmen laufender Informationsreihen nahm sich die Thurvita Wil am Donnerstagabend dem Thema “Chancen und Grenzen der Spitex” an. Aus drei verschiedenen Perspektiven äusserten sich die Referenten. Markus Reck, Direktor der privaten Spitex, sieht seine Angebotsstärken in der Langzeitpflege. Therese Gerber, Leiterin der Spitex Thurvita, muss allen Betagten Hilfestellung bieten, dank Subventionsbeiträgen Kurz- und Langzeitbetreuung wie auch Haushalthilfe. Die Entwicklungen im Spitexangebot zeigte Dr. Matthias Wächter, Dozent an der Hochschule Luzern, auf.
Eingangs der überaus gut besuchten Veranstaltung im Alterszentrum Sonnenhof Wil wies CEO Alard du Bois auf die zahlreichen Veränderungen im Spitexangebot hin. Die Angebotsform der Gemeindekrankenschwester gebe es nicht mehr und viele Dienstleistungen seien nicht mehr gratis. Dazu sei neben der Pflege auch das Hauswirtschaftsangebot gekommen. Private Spitex Mit den Informationen seitens Markus Reck von der privaten Spitex-Organisation erhielten die Anwesenden Einblick über die Unterschiede zum öffentlichen Angebot, wie es die Thurvita bietet. Reck wies darauf hin, dass ihre Stärken in der Langzeitpflege liegen, darin sei auch die Betreuung von Demenzkranken und Nachtwachen enthalten. Weil sie ohne Subventionen arbeiten, könnten sie nicht alle Dienste insbesondere Kurzzeitdienste anbieten. Sie seien auch nicht zur Übernahme aller Kunden verpflichtet. Spitex Thurvita für alle Dienste Therese Gerber, Leiterin der Spitex Thurvita Wil, ist für alle geforderten Spitexdienste im Betreuungsgebiet der Stadt, so auch Rickenbach und Wilen zuständig. Das Angebot sei neben der Pflege auch bei der Hauswirtschaft stark angewachsen. Vielfach stehe die Dienstleistung auch in Verbindung mit Einkaufen und Unterstützung beim Kochen. Nicht allein Langzeitpflege Zur Entwicklung bei den Spitexleistungen schweizweit wies der Luzerner Dozent Matthias Wächter darauf hin, dass immer mehr Kurzdienstleistungen gefordert seien. Er nahm in seinen Ausführungen die Kostenfrage unter die Lupe. Als Versicherter bezahle man 85 Franken pro Jahr. Echt fallen Kosten 245 Franken an, zwei Drittel zahlten andere. Spitexdienste zeigten eine hohe Wachstumsrate. War es vor 10 Jahren eine Mia. Franken, seien es heute bereits 2 Mia. pro Jahr. Allerdings machten bei 70 Mia. totale Pflegekosten Spitex und Pflege lediglich 18% der Gesundheitskosten aus. In Wil bezahlt die Stadt 10 Franken an die 40 Franken pro Stunde Hauswirtschaft. Je nach Einkommensverhältnisse bezahle der Kunde zwischen 22 bis 57 Franken pro Stunde. informierte Therese Gerber
seitens Spitex Thurvita Wil. Grenzen der Heimpflege Thurvita Spitex geht bei ihren Diensten davon aus, dass die Leute noch alleine im Haushalt leben können, oder von Nachbarn oder Angehörigen begleitet seien. Spitex biete zwar seit März einen 24 Std-Dienst an, aber nur mit geplanten Einsätzen. Pflege auf Abruf gehe nicht. Markus Reck wies weitergehend auf die Kostenfrage hin, Betreuung und Pflege finde immer mehr Anklang, könne aber nicht gratis angeboten werden. Nach Matthias Wächter könnten die Krankenkassen kurzfristig durchaus grosszügig finanzieren, aber auf die Dauer gehe das nicht. Letztlich müssten Ergänzungsleistungen angefordert werden. Beachtet werden muss nach Therese Gerber weiter die mögliche Vereinsamung der Betagten, die Sicherheit bei Stürzen und Entlastung von Angehörigen bei eintretender Demenz. Private bringen Bewegung in die Spitexdienste Nach Matthias Wächter haben private Spitexanbieter durchaus Bewegung in die Angebote gebracht, indem sie sich mit neuen Diensten Vorteile verschafft hätten. Neu könne eine Person die Dienste auch teilen, teils von den öffentlichen Spitexdiensten, teils Private. Habe früher die öffentliche Spitex das Monopol gehabt, sei damit eine Konkurrenz entstanden. Allerdings seien Private auf lange Dienste konzentriert. Der private Anbieter Markus Reck wehrte sich gegen die landläufige Kritik, als Rosinenpicker aufzutreten. Ob fehlenden Subventionen hätten sie viel schneller ein Finanzierungsproblem. Auch als Private müssten sie eine Betriebsbewilligung einholen. Für die öffentliche Spitex sind nach Gerber kleine Leistungen dank Subventionierung eher machbar, ohne dabei Steuergelder zu verschleudern. Bei Thurvita achteten sie auch darauf, Ausbildungsplätze für Pflegefachfrauen anzubieten. Die Zukunft fordert Thema war abschliessend die Entwicklung der Pflege durch
Privatpersonen. Nach Wächter gibt es Modelle mit Hilfe aus Ost-Staaten. Auch die Caritas biete personelle Dienste an. Die Politik müsse in naher Zukunft eine Lösung erarbeiten für Pflege durch Private. Gefordert sind weiter der Bau von Alterswohnungen und Lösungen für Entlastung der Angehörigen bei Demenz. Therese Gerber von Thurvita Spitex wies dazu auf den von Thurvita AG vorgesehenen Bau von 35 Alterswohnungen in Bronschhofen hin. Dieses Angebot ermögliche, auch in den letzten Lebenstagen und schwerer Betreuung zu Hause bleiben zu können, weil dahinter ein Spitex-Stützpunkt stehe. Markus Reck forderte, dass sie als Private auch dabei sein wollten, um den Betagten eine Auswahl bieten zu können.