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Zeitungsartikel: “Umgang mit alten Menschen überdenken”

Autorin: Daniela Huijser / redaktion@wilerzeitung.ch

“Den Umgang mit alten Menschen überdenken”

Alt werden Der CEO der Thurvita hat klare Vorstellungen vom Wohnen im Alter. Einen wichtigen Impuls erhielt er von seiner afrikanischen Schwiegermutter.

Vom Leben im Alter haben viele eine konkrete Vorstellung. Der Aufenthalt in einem Alters- und Pflegeheim gehört aber nicht dazu: Gemäss Umfragen hoffen rund 90 Prozent aller Schweizer, dass sie nie in ein Pflegeheim müssen. Das stimmt Alard du Bois-Reymond nachdenklich. Doch der CEO der Thurvita AG in Wil hat auch Verständnis für diese ablehnende Haltung. Denn als er 2012 seinen Posten antrat, erhielt er einen ersten negativen Eindruck, als er durch die Gänge des Pflegeheims Fürstenau ging: Eine Frau sass allein im Rollstuhl, streichelte ein kleines Stofftier und wirkte wie abgestellt. «Das hatte für mich etwas Trauriges. So möchte niemand im Alter leben», erkannte der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Migration damals. Und er begann, sich mit neuen Möglichkeiten des Älterwerdens zu befassen, bei denen Senioren im Alltag integriert sind und bis zuletzt eine hohe Lebensqualität geniessen können.

Einen Impuls in diese Richtung gab ihm seine Schwiegermutter. Sie ist Afrikanerin und erzählte du Bois-Reymond, wie in ihrer Heimat alte Menschen in der eigenen Familie gepflegt werden. Dass so etwas in unserer Schweizer Gesellschaft nicht realisierbar ist, weiss der 57-Jährige. Ideal wäre ein Umfeld, in dem mehrere Generationen nahe beieinander leben. «Wir müssen unseren Umgang mit alten Menschen überdenken. Und wir müssen in der Pflege nicht nur die Bettenauslastung in den Heimen als Ziel haben; wir müssen auf die Wünsche der Menschen eingehen.» Was du Bois-Reymond für sich will, weiss er: keinesfalls in einem Pflegeheim leben, wie es kürzlich an seinem Wohnort eröffnet wurde. Der CEO, der mit seiner Frau im Kanton Fribourg zu Hause ist und nur unter der Woche in Wil lebt, erklärt: «Es ist zu sehr wie ein Spital, hat eine Klinikatmosphäre.»

Generationen leben gemeinsam
Nach und nach entstand bei Thurvita das zukunftweisende Projekt «Älter werden im Quartier», dass in den nächsten Jahren in Bronschhofen realisiert werden soll. Geplant ist eine Überbauung mit  insgesamt 78 unterschiedlichen Wohnungen für Familien, Paare, Singles – davon 34 Wohnungen für alte Menschen. «Das Neue an diesem Projekt ist die Möglichkeit, dass Senioren auch dann in ihrer Alterswohnung bleiben können, wenn sie pflegebedürftig werden», erklärt du Bois-Reymond. «Denn das ist ein wichtiger Teil der Lebensqualität: zu Hause zu bleiben, mit dem Partner zusammen, auch das Haustier behalten zu können. Wir können nur etwas planen, das die Krankenkassen auch finanzieren – und das auch für Privatpersonen finanzierbar ist», sagt er. Die Freude am neuen Projekt schwingt in seiner Stimme mit, auch wenn er von all den administrativen Hürden spricht, die  überwunden werden konnten. Wenn er die Pläne der Architekten zeigt und die Visualisierungen der funktionellen und zugleich schönen Wohnungen. «Darin kann man ein Spitalbett frei platzieren, und das Bad ist so konzipiert, dass das Pflegepersonal gut arbeiten kann. Die Atmosphäre ist aber wohnlich – man ist nämlich zu Hause und nicht im Krankenhaus.» Der Sondernutzungsplan des Projekts soll noch dieses Jahr im Wiler Stadtrat und Parlament beraten werden. Der Zeitplan sieht vor, dass nächstes Jahr die Baubewilligung erteilt wird und 2021 die ersten Wohnungen bezugsbereit sind.

Über die Einrichtung der Wohnungen und das Management der Pflegeeinheiten macht sich Alard du Bois-Reymond auch viele Gedanken. Dabei ist ihm natürlich einerseits die Wirtschaftlichkeit wichtig, andererseits aber auch die Privatsphäre der Pflegebedürftigen. Alard du Bois-Reymond hat sich intensiv mit dem Älterwerden befasst; sogar von Bettenmodellen, die so praktisch wie ein Spitalbett, aber so schön wie ein Privatbett sind, erzählt er. Und mit Blick in die eigene Zukunft sagt er lächelnd: «Ich denke, ich würde gerne in Wil alt werden.»

Artikel aus “A – die Ostschweizer Wochenzeitung” vom 30.8.2018 als PDF

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