10 jahre thurvita today

Bald dabei: Esther Indermaur

Am 6. September 2021 startet Esther Indermaur als neue Leiterin der Thurvita Spitex. Esther Indermaur (*1981) hat mehrere Jahre als Pflegeexpertin APN im Spitexbereich gearbeitet. Sie bringt aber auch Erfahrungen aus einer Akut-Klinik sowie einer stationären Pflegeeinrichtung mit. Thurvita.today (TT) durfte dem neuen Mitglied der Geschäftsleitung schon ein paar Fragen stellen.

TT: Thurvita entwickelt die Palette der Dienstleistungen für alte Menschen immer weiter, auch mit innovativen Modellen. Welche Schwerpunkte, Pläne und Projekte wecken Ihre Neugierde besonders?

“Ich bin der Überzeugung, dass Pflege und Betreuung dort stattfinden soll, wo Menschen leben möchten. Für die meisten Kundinnen und Kunden bedeutet das, dass sie in ihrem angestammten Umfeld und als Teil der Gesellschaft leben möchten. Entsprechend finde ich die Idee von „älter werden im Quartier“ sehr ansprechend. Ich bin gespannt darauf, wie sich die verschiedenen Lebenswelten annähern werden und wie sich die geplanten Quartierzentren in die bestehenden Kulturen einpassen werden. Ich hoffe sehr auf eine vereinfachte soziale Teilhabe für die Bewohnenden.”

TT: Welches Erlebnis aus ihren früheren Spitexerfahrungen widerspiegelt für Sie “im Kleinen”, wie die Spitex funktioniert und den Menschen hilft?

“Es fällt mir etwas schwer, aus all den spannenden Erfahrungen ein bestimmtes Erlebnis herauszupicken, da sich Spitex dadurch auszeichnet, dass für jede einzelne Situation eine individuelle Lösung mit einem eigenen und bedarfsgerechten Helfernetz gesucht wird.

Alle involvierten Berufsgruppen sind bei der Spitex wichtig.

Esther Indermaur

Als Beispiel, wie sehr dies zutrifft, kann ich eine Frau nennen, Mitte 80, die ich kennenlernen durfte. Sie wurde ursprünglich von der hauswirtschaftlichen Spitex beim Einkauf unterstützt. Die Kolleginnen nahmen über Wochen eine schleichende Veränderung am Verhalten und Auftreten der Frau wahr. Sie hatte immer sehr viel Wert auf ihr Äusseres gelegt. Jetzt hörte sie auf, sich zu schminken und roch teilweise unangenehm. Ausserdem wirkte sie teilweise überrascht, wenn die Kolleginnen zum Einsatz kamen. Im vertrauensvollen Gespräch mit der Bezugsperson konnte sich die Kundin auf ein pflegerisches Abklärungsgespräch einlassen. Dabei gab die Kundin an, dass sie zunehmend Schwierigkeiten habe, ihre Arme zu heben. Das war dann auch der Grund, aus dem sie Spitex zur Unterstützung bei der Körperpflege akzeptierte. Im Lauf der Zeit zeigten sich zunehmend Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis und der Orientierung. Die fallführende Pflegefachperson organisierte in Absprache mit der Kundin, ihrer Familie und dem Hausarzt eine Abklärung, bei der sich eine leichte Demenz zeigte. Für die Kundin war das ein herber Schlag und sie wurde depressiv und latent suizidal, was dazu führte, dass die psychiatrische Spitex (in diesem Fall war das ich) involviert wurde um ihr durch diese Krise zu helfen.

Mittlerweile hat sich das System gut stabilisiert, die Kundin lebt weiterhin selbständig daheim, hat Unterstützung in der Körperpflege und im Haushalt und besucht zweimal wöchentlich ein Tageszentrum für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz. Sie kann ihre Aktivitäten im Quartier wahrnehmen, da sie sich an ihrem Wohnort gut auskennt und die Ladenbesitzer sie und ihre Situation kennen. Ihr Helfernetz besteht neben der Spitex hauptsächlich aus der Familie, ihrem Hausarzt, dem Tageszentrum und der Pfarrerin. Sie und ihre Familie hoffen, dass sie noch möglichst lange alleine leben kann.

TT: Spitex-Mitarbeitende sind in der Regel einzeln unterwegs. Wie gelingt es, trotzdem den Teamgeist zu pflegen?

“Einzeln unterwegs zu sein bedeutet, dass man sehr viele Freiheiten und gleichzeitig sehr viel Verantwortung hat. Pflege und Betreuung sind emotional anstrengende Tätigkeiten und ein wichtiger Faktor um gesund zu bleiben ist ein Team, auf das man sich verlassen kann und das auch in schwierigeren Situationen tragfähig ist. Teamgeist unter Unbekannten zu entwickeln ist schier unmöglich, deshalb finde ich es wichtig, dass sich die Spitex-Mitarbeitenden persönlich sehen und diese Begegnungen bewusst gestalten. Wenn ich mein Gegenüber kenne, fällt es mir leichter Stärken und Eigenheiten wahrzunehmen, zu würdigen und auch grosszügig zu sein.

Teamgeist bedeutet auch, ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Haltung zu vertreten.

Esther Indermaur

Ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Haltung sind aber nicht einfach vorauszusetzen sondern entwickeln sich im gemeinsamen Austausch. Neben dem Fachaustausch, der unabdingbar ist für eine gute Pflege- und Betreuungsqualität, passiert dieser Austausch auch in nicht primär arbeitsbezogenen Treffen, wie zum Beispiel gemeinsame Pausen oder Mittagessen.

TT: Und nun etwas persönlicher… Kennen Sie Wil bereits?

“Ich habe Anfang der 2000er Jahre meine DN2-Ausbildung in der Klinik Littenheid gemacht und während dieser vier Jahre in Littenheid und Bronschhofen gewohnt. Weder in Littenheid noch in Bronschhofen ist wirklich viel los, entsprechend haben wir alle unsere Freizeit hauptsächlich in Wil verbracht. Eine gute Freundin wohnt immer noch in der Nähe von Wil, deshalb war ich auch in den letzten Jahren ab und zu in der Stadt. Gleichzeitig bin ich sehr gespannt darauf, was sich verändert hat.”

Anfang der 2000er Jahre habe ich meine Freizeit hauptsächlich in Wil verbracht.

Esther Indermaur

TT: Manche machen Turnübungen. Andere nutzen Kaugummis. Wie geht das “Durchschnaufen” im Arbeitsalltag bei Ihnen?

“Ich habe bisher noch keine Strategie gefunden, die ich zuverlässig jedes Mal anwenden würde wenn ich „Durchschnaufen“ möchte. Aber wenn mein Kopf qualmt, versuche ich eine kurze Pause einzuschieben um wieder produktiv zu werden. Meistens gelingt das recht schnell und ich merke, dass mir ein kurzer Ortswechsel (für einen Kaffee oder einen kurzen Spaziergang) gut tun.

TT: …und wie tanken Sie im Privaten Energie?

“Auch hier habe ich nicht die eine Strategie sondern kann mich sowohl beim Gärtnern als auch beim Lesen eines Buches oder beim Besuch eines Konzertes sehr gut regenerieren. Ich bin viel und gerne an der frischen Luft und den grössten Teil meiner Freizeit verbringe ich mit meiner Familie.”

Esther Indermaur, wir wünschen Ihnen einen guten Start bei Thurvita!

30.08.2021/AMa

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