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Meskel aus Eritrea hat es geschafft

Meskel Tekie nach zwei Jahren Lehre hat er die Prüfung zum Restaurationsangestellten bestanden. Bereits im September 2015 hatte sich der SonntagsBlick für Meskels Weg interessiert und umfassend darüber berichtet. Im Fokus stand damals die Forderung des Thurvita Chefs Alard du Bois-Reymond: «Nehmt alle Syrer und Eritreer auf». Teskel, selber ein Flüchtling aus Eritrea, hatte damals die Lehre bei Thurvita begonnen. Den Artikel gibt es hier.

Nun hat Meskel die Prüfung bestanden und lässt sich von Thurvita.Today befragen. Neben dem glücklichen Berufsmann war auch Anita Greuter beim Gespräch dabei. Die erfahrene Teamleiterin Restauration hatte Meskel während der ganzen Lehre betreut.

Meskel. Gratulation zur bestandenen Prüfung. Was genau bist Du jetzt?
Meskel: Danke. Ich bin seit letzter Woche offizieller «Restaurationsangestellter (EBA)». Das heisst, ich habe die zweijährige Lehre bestanden. Die Note ist noch ein Geheimnis, aber ich bin sehr zufrieden.

War es eine strenge Prüfung?
Meskel: Es gab drei Prüfungen, eine mündliche, eine schriftliche und eine Praxis-Prüfung. Am meisten Angst hatte ich vor der mündlichen Prüfung. Aber es war genau anders herum. Die Theorie ging gut. Dagegen habe ich bei der Praxis-Prüfung Fehler gemacht, die mich sehr ärgerten. Die Expertin, hat alles genau aufgeschrieben – das machte mich ein bisschen nervös. Und am Schluss ist mir auch noch die Zeit davon gerannt.
Anita: Die Anforderung der Prüfung soll hoch sein. Die fachliche Kompetenz der ausgebildeten Restaurations-Mitarbeitenden darf in der Gastronomie spürbar sein. Gäste und Kunden geniessen den Service von gut ausgebildeten Fachleuten.

Wer hat Dir geholfen, das zu schaffen? Hast Du das alles alleine gemacht?
Meskel: Anita hat mir geholfen und die letzten drei Monate ganz stark Marina, die viel mit mir geübt hat. Aber es war noch viel mehr. Es war eigentlich die ganze Thurvita, jeder hat auf seine Art etwas dazu beigetragen.

Meskel Tekie, ein stolzer Berufsmann

War es anspruchsvoll Meskel auszubilden?
Anita: In einem gewissen Sinn ja. Das fing damit an, dass wir überhaupt eine Bewilligung bekamen für die Ausbildung. Thurvita war vorher kein anerkannter Ausbildungsbetrieb für Restaurationsfachpersonen. Erst nach einer Inspektion des Amtes für Berufsbildung bekamen wir die Erlaubnis für die zweijährige Lehre, aber nur für diese.

Warum hatte Meskel diese Chance?
Anita: Ich habe mich entschieden, ihn auszubilden, weil ich das Vertrauen in ihn hatte. Er hatte vor seiner Lehre fast zwei Jahre hier gearbeitet. In dieser Zeit hat er sich ausgewiesen durch sein Pflichtbewusstsein, er war immer pünktlich, er war ehrlich und immer motiviert zum Arbeiten. Ich sah, dass es sich lohnt, einen Schritt weiterzugehen, damit er hier in der Schweiz seinen Beruf ausüben und bleiben kann. Er hat mir immer glaubwürdig gesagt, dass er hier leben möchte, sein eigenes Geld verdienen und auf den eigenen Beinen stehen will.

War die Lehre streng?
Meskel: Die Arbeit war nicht streng. Ich bin dreissig Jahre alt und arbeite gerne. Mein Hauptproblem war die Sprache und das ist auch heute noch schwer. Aber das Team hat mir geholfen und das hat mir Energie gegeben.

Anita Greuter, Leiterin des Restaurationsteams

Wie war es für Dich Anita, als Lehrmeisterin?
Anita: Bei ihm merkte man sehr stark, dass er aus einer anderen Weltgegend kommt. Wenn jemand eine Lehre beginnt, dann hat er normalerweise das Schweizer Schulsystem hinter sich und man weiss, was jemand kann. Bei Meskel war das nicht so und dazu kam das Thema Sprache. Er hat am Anfang nicht alles verstanden. Er wusste ausserdem nicht wirklich, was «lernen» bedeutet, auch in der Berufsschule nicht. Als er dann nach einem halben Jahr eine glatte Drei in der Berufskunde hatte, läuteten bei uns die Alarmglocken.

Wie habt ihr darauf reagiert?
Anita: Wir haben, wie man so sagt, «die Schraube angezogen». Die Berufsschullehrerin hat mir die aktuellen Lernziele mitgeteilt, so konnten wir den Schulstoff zielgerichtet mit ihm durchgehen und auf die Prüfungen lernen. Das Ergebnis war enorm. Nach eineinhalb Jahren hatte er in Berufskunde eine Fünf, da wo er ein Jahr vorher noch eine Drei hatte. Das war der erste Lichtblick. Von da an wussten wir, dass Meskel eine Chance hat, wenn er weiterhin gut lernt und übt.

Wirst Du nach Meskel weitere Lehrlinge ausbilden?
Anita: Wir können höchstens eine zweijährige Lehre anbieten. Wenn sich eine Möglichkeit ergibt, würde ich nicht nein sagen. Es kommt stark auf die Person an. Wenn jemand motiviert ist und wirklich etwas lernen will, dann sage ich ja. Wenn jemand nicht wirklich überzeugt ist, dann sehe ich den Sinn nicht.

Wird man Dich und Dein fröhliches Lachen weiterhin im «Chez Grand Maman» sehen?
Meskel: In habe hier viel gelernt, doch Anita hat mir gesagt, dass es gut ist, wenn ich weitere Erfahrungen an einem anderen Ort sammle. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Wochen eine andere Stelle finde. Dafür muss ich jetzt aber zuerst ein Bewerbungsdossier machen.
Anita: Meskel hat bei uns alles gelernt, was wir ihm bieten konnten. Die Gastronomie bietet natürlich ein viel breiteres Betätigungsfeld, als was wir hier haben. Dazu gehören Bankette, Caterings oder ein klassischer „ à la carte“ Betrieb. Es ist gut, wenn sich Meskel beruflich weiter entwickelt, wenn er an einen Ort kommt, wo er Neues sieht und Neues lernt. Aber die Zeit mit ihm war spannend.


Alle Lernenden der Thurvita haben bestanden. Das sind zwölf Lernende aus vier Berufen!
Gefeiert wird am 06. Juli um 17.00 Uhr im Sonnenhof

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2 Gedanken zu „Meskel aus Eritrea hat es geschafft“

  1. Lieber Meskel, liebe Anita, liebes Restaurationsteam
    Das Bildungsteam gratuliert dir lieber Meskel zur bestandenen IPA. Wir hoffen, dass du schnell eine Anschlusslösung findest und noch viele weitere, positive Erfahrung sammeln kannst. Herzliche Gratulation.
    Einen speziellen Dank auch an all diejenigen, die Meskel während der letzten zwei Jahre mit all euren Kompetenzen unterstützt und begleitet habt.
    Besten Dank.
    Heinz Mairhofer

  2. Herzliche Gratulation Meskel!
    Das freut mich sehr für dich.
    Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg.
    Priska Zingg

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